Copyright 2023
Andrea Sadjak
2021
KEINEM BLEIBT SEINE GESTALT
Ausstellungsbeteiligung ORTART2021 im Stieglerhaus, St.Stefan ob Stainz, Steiermark
Die Arbeit umfasst eine Hirsch-Mensch Plastik und insgesamt 13 Porzellantafeln. Es ist eine assoziative Auseinandersetzung mit dem Thema Transformation, Zerstörung, doch letztlich Frieden basierend auf der Erzählung von Diana und Actaeon aus Ovids großem Epos der Verwandlungsmythen, den Metamorphosen. Welche Prinzipien liegen dem menschlichen Handeln zugrunde? In der Geschichte ist ein Mensch der Aggressor - zwar in tollpatschiger Unkenntnis ungewollt - und die Göttin der Natur das Opfer. Diana ist jedoch keinesfalls hilflos, und Actaeon findet kein gutes Ende: der Mensch vergreift sich an etwas Heiligem, dessen Verwundbarkeit wird deutlich und der Konflikt endet in seiner Vernichtung. Ovids Ahnung mutet unheimlich an. Die Erde wandelt sich seit je her, doch nun jagen Katastrophenbilder von Naturzerstörungen in rasender Geschwindigkeit über unsere Nachrichtenbildschirme, Umweltverschmutzung treibt das Artensterben voran, sodass Klimaschutz das Grundanliegen unserer Kinder geworden ist. Während sich die Regierungen der Länder der Welt Jahr für Jahr zu Verhandlungen treffen in denen konkret spürbares, politisches Handeln zum Schutz des Lebens weiterhin Jahr für Jahr hinausgeschoben wird, gehen die Menschen auf die Straße um zu protestieren. Doch egozentristisches Handeln steht nach wie vor hoch im Kurs.
Beschreibung der Arbeit
Die frei geformte keramische Arbeit setzt sich aus 13 einzelnen rechteckigen Tafeln, in frei assoziierender Arbeitsweise einer alten Erzählung aus Ovids Metamorphosen folgend, und einer Plastik, die die beschriebene Transformation letztlich darstellt, zusammen. Die Porzellantafeln sind aus der Porzellanmasse „Audrey Blackman Porcelain“ von Valentine Clay (England) gefertigt. Jede Tafel ist von Hand gerollt und mit unterschiedlichen Gestaltungselementen weiterbearbeitet. Dabei kommt auch eine selbst hergestellte Paperporzellan Masse zum Einsatz, die das Herausarbeiten der sehr filigranen fadenartigen Strahlen auf Tafel 1 und 8 sowie der mäanderartigen Gitter auf Tafel 10 und 13 ermöglicht. Dabei wird dem Porzellanschlicker Cellulose in Form von gewässertem Eierkarton beigefügt. Nach dem Trocknungsprozess der rohen Porzellantafeln kommt es zu einem ersten Schrühbrand bei 960°C. Ist dieser gelungen, wird das Porzellan dem Hoch- bzw. Glasurbrand bei 1260°C unterzogen, der das charakteristische Oberflächenbild sowie Transluzenz im Scherben bewirkt.
Der letzte keramische Arbeitsschritt ist das Einbrennen des Textes und der Bilder. Dazu müssen diese für einen speziellen Druck vorbereitet werden, der auf Wassertransfer-Papier mittels Keramik Toner im Farblaserdrucker erfolgt. Danach werden die Fotofolien auf das Porzellan aufgebracht und bei 850°C eingebrannt.
Die Plastik stellt einen Mensch/Hirschschädel in Echtgröße dar und ist an roten Fäden frei schwebend im Raum installiert. Sie setzt sich aus dem Geweih eines bei der Jagd getöteten Hirsches, Teilen eines menschlichen Gesichts und frei geformten Tier/Menschohren zusammen. Die an das Geweih angeformten Gesichtszüge und die Ohren sind aus Steinzeugton gefertigt. Nach der Trocknung und dem Schrühbrand bei 960°C wurde die Oberfläche mit Manganoxid eingestrichen und bei 1260°C nochmals hochgebrannt. Der Hochbrand löst im Scherben den Sinterprozess aus, der die charakteristische Oberflächentextur entstehen lässt. Eine rote Richtschnur für Maurerarbeiten hält den Hirschkopf in der Schwebe.
Fotos: Veronika Erhart, Andrea Sadjak